Meerechsen

An den Küstenbereichen vieler Inseln leben die Meerechsen, die als einzige ihrer Gattung in der Lage sind, das Meer als Lebensraum bzw. Nahrungsquelle zu nutzen. Meerechsen und Landleguane besitzen einen gemeinsamen Vorfahren vom südamerikanischen Festland. Wahrscheinlich trennten sich vor etwa 20 Millionen Jahren ihre Entwicklungslinien auf längst im Meer versunkenen Ur-Galapagos-Inseln und es entwickelten sich zwei verschiedene Leguangattungen, die sich jeweils optimal an ihren Lebensraum anpaßten.

Das knappe Nahrungsangebot auf den Inseln bewirkte, daß sich einige Echsen den für wechselwarme Tiere äußerst feindlichen Lebensraum Meer erschlossen, indem sie den Algenbewuchs in der Brandungszone als Nahrungsquelle nutzten. Hier konnten nur die Exemplare überleben, die sich auf die neuen Lebensbedingungen einstellten. Im Laufe ihrer Entwicklung erwiesen sich sehr kräftige Krallen als gutes Werkzeug, um nicht von der Strömung weggetragen zu werden. Der Schwanz der Meerechsen wurde vertikal abgeflacht und dient als Ruder und Antrieb beim Schwimmen. Das Gesicht wurde wesentlich flacher als das der Landleguane, um das Abweiden der Algen zu erleichten und es bildeten sich Drüsen, die es den Meerechsen gestatten, überschüssiges Salz, das sie mit der Nahrung aufnehmen, durch die Nase wieder auszuniesen. Ansätze von Schwimmhäuten zwischen den Zehen sind zwar vorhanden, werden aber nicht benutzt, da die Gliedmaße beim Schwimmen eng an den Körper gelegt werden und nur der Schwanz durch schlängelnde Bewegungen für Antrieb sorgt.

Große männliche Exemplare sind heute in der Lage bis zu einer Tiefe von 12 Metern ins Meer hinabzutauchen. Dabei verlangsamt sich ihr Herzschlag von 40 auf 10 Schläge pro Minute, so daß ihr Sauerstoffverbrauch erheblich geringer und das Auskühlen des Körpers verzögert wird. Die Angaben über die Zeitdauer eines Tauchganges sind sehr unterschiedlich und schwanken zwischen 10 Minuten bis zu über einer Stunde. Der Algenbewuchs in der Brandungszone dient bei Ebbe den kleineren Weibchen und den Jungtieren als Nahrungsquelle.

Meerechsen sind als wechselwarme Tiere auf wärmendes Sonnenlicht angewiesen. Im Laufe des Tages regeln sie ihre Körpertemperatur durch veränderte Stellungen, die sie auf den Felsen der Küste einnehmen. Am frühen Morgen und am Abend wenden sie ihre Breitseite der Sonne zu, um ein Maximum an Körperwärme zu erzielen. Tagsüber, wenn die Sonne senkrecht steht, richten sie sich auf, mit dem Kopf der Sonne zugewandt, um so wenig wie möglich an Körperfläche dem heißen Sonnenlicht auszusetzen. Nach einem Tauchgang schmiegen sie sich eng an die aufgeheizten Lavafelsen und erreichen schnell wieder die optimale Temperatur von ca. 34°C.

Während der Paarungszeit, je nach Insel zwischen Dezember und Januar, verändern die sonst sehr friedfertigen Tiere ihr Verhalten und Aussehen. Die Haut der Männchen verändert ihre Farbe und bekommt je nach Insel mehr oder weniger ausgeprägte Rot-, Türkis oder Grüntönungen (die farbenprächtigsten Exemplare findet man auf Española). Sie verteidigen ein Territorium durch Drohgebärden wie Kopfnicken, Zeigen der Breitseite und Aufstellen ihres Nackenkamms, notfalls wird der Eindringling mit dem Kopf aus dem Revier geschoben. Etwa zwei Wochen nach der Befruchtung legen die Weibchen 2 Eier in eine flache Nistmulde im Sand knapp oberhalb der Gezeitenlinie und bedecken diese mit Sand. Der Platz wird sehr sorgfältig ausgewählt und gegen andere Weibchen, die auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz sind verteidigt. Das Ausbrüten erfolgt durch das wärmende Sonnenlicht.